Interview mit Dr. Werner Loose zum ausgezeichneten Mandat im Rahmen des Interim Management Award of Excellence 2019

„Am Ende des Tages zählt das Ergebnis, aber der Weg zum Ziel entscheidet.“

DDIM:
Sehr geehrter Herr Dr. Loose, vielen Dank dafür, dass Sie uns für das Interview zur Verfügung stehen. Im November letzten Jahres sind Sie mit dem Interim Management Award of Excellence für das Mandat bei WEBER-HYDRAULIK ausgezeichnet worden. Bevor wir mit Ihnen über das Mandat sprechen, stellen Sie sich vielleicht einmal kurz vor.

Dr. Werner Loose:
Unternehmen der produzierenden Industrie biete ich umfassende HR-Unterstützung in kritischen Veränderungsprozessen. Das können Restrukturierungen oder M&A-Projekte sein, aber auch Sondersituationen, die sich durch den Technologiewandel und Veränderungen des globalen Arbeitsmarktes ergeben. Seit 6 Jahren mache ich dies als Interim Manager und davor auf Divisions- oder Geschäftsbereichsebene in internationalen Unternehmen der Automobilzulieferindustrie. Ich sehe mich dabei als Brückenbauer, der einschlägige Expertise einbringt und diese Veränderungsprozesse dann in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem Top-Management umsetzt.

Für einen überzeugten Netzwerker mit hohem professionellem Anspruch hatte ich mich frühzeitig für eine Aufnahme in die Dachgesellschaft Deutsches Interim Management beworben und bin seit 2015 Mitglied, seit 2019 auch in der Fachgruppe HR.

DDIM:
Vielen Dank für diese Informationen. Ich sehe, Sie sind relativ breit aufgestellt und waren ja auch schon international im Einsatz. Gibt es denn ein gemeinsames Grundmuster, was bei den Unternehmen, die Sie rufen, im Argen liegt?

Dr. Werner Loose:
Ja, mit etwas Abstand entdeckt man mehr Gemeinsamkeit, als man zunächst erwarten würde. Diese Unternehmen sahen sich meist in für sie neuartigen Sondersituationen, für die der eigene Personalbereich nicht vorbereitet war. Das was anfangs nur als Vakanzüberbrückung beschrieben wurde, stellte sich dann als sehr anspruchsvolles Projekt heraus, bei dem deutlich mehr Erfahrung gebraucht wurde, als im eigenen Unternehmen bereitstehen konnte. Eine einfache Neubesetzung kam in diesen Situationen noch nicht in Betracht; die Voraussetzungen dafür waren erst wiederherzustellen.

DDIM:
Wie kam es dazu, dass das Unternehmen auf Sie aufmerksam geworden ist und Sie dann beauftragt hat?

Dr. Werner Loose:
Die Anfrage kam über Reeg & Nasharty als assoziiertem Provider des DDIM. Ich war dann mit anderen weiteren Kandidaten im Pitch. Was den Auschlag beim Kunden gegeben hat, weiß ich im Detail nicht. Für mich schien der Einsatz in einem Familienunternehmen besonders reizvoll.

DDIM:
Im Unternehmen angekommen: Was haben Sie vorgefunden? Wie war die Situation Ihres Auftraggebers? Und, hat das Ihren Erwartungen eigentlich entsprochen?

Dr. Werner Loose:
Das Briefing durch die Geschäftsführung war sehr gut. Obwohl es in den ersten Tagen keine großen Überraschungen gab, wurde schnell klar, dass sich einiges aufgestaut hatte. Das Unternehmen stand unter enger Bankenaufsicht, die konsequente Umsetzung eines S6-Gutachtens hatte absolute Priorität. Teil davon war ein bereits angekündigter Personalabbau, der mit einer Produktions-Verlagerung verbunden war. Die Belegschaft war verunsichert, auch durch Wechsel in der Geschäftsführung. Dazu kam ein Wechsel in der Betriebsratsspitze und Gewerkschaftsaktivitäten bei einer bislang tariffreien Tochtergesellschaft. Da war alles dabei und es galt, sich schnell ein eigenes Bild zu machen.

DDIM:
Wie verlief dann das Mandat? Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen?

Dr. Werner Loose:
Parallel zu den Gesprächen im Team, mit den Management-Kollegen und Sozialpartnern ging es anfangs vor allem darum, sehr schnell die Restrukturierungsplanung zu aktualisieren und dem PMO ein stimmiges Zahlenbild bereitstellen zu können. Das war Voraussetzung für die Vertrauensbildung bei den Sanierungsberatern und Banken.

Wir haben dann sehr schnell die Kommunikation mit der Belegschaft und mit dem Betriebsrat intensiviert und dabei auch neue Wege beschritten.

Das übergreifende Thema der ersten Zeit war die Vertrauensbildung bei allen Stakeholdern. Das lag auch daran, dass wir aufgrund neuer Rahmenbedingungen das Verlagerungs- und Abbau-Szenario grundlegend anpassen mussten. Stimmigkeit und Kontinuität bei diesem angepassten Vorgehen musste für alle nachvollziehbar sein und auch beim weiteren Voranschreiten so bleiben. Bzgl. der Gewerkschaftsaktivitäten bei der Tochtergesellschaft konnte ein konzertierter Kommunikationseinsatz vor Ort zusammen mit der geschäftsführenden Gesellschafterin sowie ein Spitzentermin bei der Gewerkschaft in den frühen Einsatztagen zunächst Luft für Verhandlungen schaffen und den Konflikt entschärfen.

DDIM:
„Am Ende das Tages zählt nur das Ergebnis“, so lautet eine oft getroffene Aussage. Ich denke, dass gerade bei einem Interim Manager aber auch der Weg zum Ergebnis entscheidend ist. Beschreiben Sie doch einmal, wie die Zusammenarbeit im Mandat ablief? Welche weiteren Rahmenparameter zum Auftraggeber und zum Mandat sind erwähnenswert, so dass wir uns ein genaueres Bild Ihres Einsatzes machen können?

Dr. Werner Loose:
Ja, das kann ich voll unterstreichen: Der „Weg zum Ziel“ und die Zusammenarbeit insbesondere mit der Geschäftsführung muss so gestaltet werden, dass dabei neue Ansätze, Vorgehensweisen und kulturprägende Elemente bereits eingeübt und so etabliert werden, dass sie auch nach dem Einsatz noch aufrechterhalten werden.

Bei dem Einsatz bei WEBER-HYDRAULIK war der offene Austausch, das Sparring mit der Geschäftsführung sehr wichtig. Gemeinsam haben wir den Mut entwickelt, früh und offen zu kommunizieren, auch wenn die Themen noch in Bewegung waren. Aber auch das haben wir dann erläutert.

Es galt zudem, das Führungsteam für diese Phase zu stärken und anzupassen. Dort wo Trennungen unumgänglich waren, erfolgte dies geräuschlos. Suchen und Neubesetzungen sind umso wichtiger; ein erfahrener HR-Manager kann dabei viel beitragen. Dort wo Interim Manager eingesetzt wurden, galt es, deren Einsätze gut zu flankieren und effektiv zu gestalten.

DDIM:
Mit welchen Ergebnissen Sind Sie aus dem Mandat gegangen?

Dr. Werner Loose:
Die Gewerkschaftsaktivitäten bei der Tochtergesellschaft konnten noch in Richtung eines Haustarifs umgelenkt werden. Am Ende wurden auch alle Verträge der Mitarbeiter einzeln umgestellt. Der ursprüngliche Sozialplan wurde aufgrund einer neuen Verlagerungsplanung und der Verbesserung der Gesamtsituation des Unternehmens so angepasst, dass nur noch ein Vorruhestandsregelung zur Anwendung kam.

Die Stabilisierung des Unternehmens wurde durch eine sichere, mutige und passgenaue Kommunikation mit Belegschaft und Betriebsrat unterstützt. Dass die eingeleiteten Maßnahmen nachhaltig waren, zeigt sich daran, dass das Unternehmen bereits im Sommer 2019 früher als geplant die Restrukturierung abschließen konnte.

Es gelang zudem, das variable Vergütungssystems für Führungskräfte und AT-Mitarbeiter so anzupassen, dass der angestrebte Kulturwandel im Unternehmen unterstützt wurde. Der Personalbereich wurde stabilisiert und die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat verbessert. Am Ende des Einsatzes konnte ich an eine festangestellte neue Personalleiterin übergeben.

DDIM:
Vielen Dank. Abschließend noch eine Frage: Was war aus Ihrer Sicht der größte Nutzen für das Unternehmen? Warum sollten auch andere Unternehmer Interim Manager einsetzen, um bestimmte Herausforderungen zu meistern?

Dr. Werner Loose:
Unternehmen müssen sich immer mehr einer Geschäftsumgebung stellen, die heute so schön griffig mit „VUKA“ umschrieben wird (volatil, unsicher, komplex, ambiguos). Durch ihre Erfahrung und ihre Unabhängigkeit können Interim Manager einen Zusatznutzen bieten, der in diesen – meist überraschend auftretenden – Sondersituationen am deutlichsten wird. In meinen Einsätzen war dies bislang immer der Fall. Diese Zusatzthemen waren vorher nie absehbar und machen auch für mich den besonderen Reiz der Interim-Einsätze aus.

DDIM:
Herr Dr. Loose, vielen Dank für das Gespräch. Ich denke, dass sowohl Kollegen und Provider insbesondere aber auch potentielle Auftraggeber ein sehr positives Bild von Ihnen und Ihrem Mandat gewinnen konnten. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg als Interim Manager der DDIM.

Über Dr. Werner Loose

Dr. Werner Loose ist seit fünf Jahren als Interim Manager tätig. Er sieht sich als „Brückenbauer“, der Unternehmen bei der Realisierung grundlegender Veränderungen unterstützt. Sein Anspruch ist, den Kunden einen Mehrwert über den eigentlichen Auftrag hinaus zu bieten und in enger Zusammenarbeit mit dem Top-Management die Veränderungen umfassend voranzutreiben. Er kann dabei auf eine langjährige Führungserfahrung als international tätiger Personalleiter in der Automobilzuliefer-Industrie zurückgreifen und bringt als Physiker ausgeprägte analytische Fähigkeiten in die Projektarbeit ein. Ausbildungen in Organisationsentwicklung, Projektmanagement und ein unerschütterlicher Humor helfen ihm, in den Projekten schnell Akzeptanz und Wirksamkeit auch in schwierigen Konstellationen zu erreichen.

DDIM-Profil: https://manager.ddim.de/Loose_Werner.php

Website: https://www.building-hr-bridges.com/