Manager auf Zeit für die Lebensmittelbranche

Die Kölner Rau Interim GmbH vermittelt selbstständige Interim-Manager. Gründer Thomas Schulz hat dafür ein Netzwerk von „Umsetzungsexperten“ aufgebaut.

Text: Tasso Enzweiler
Bildmaterial: Aliki Monika Panousi

Fester Blick, freundliche Stimme, straffer Händedruck: Thomas Schulz ist eine sympathische Erscheinung. „Von der Ausbildung Jurist, mit dem Herzen Personaler“ – so stellt sich Schulz seinen Gesprächspartnern gerne vor. Als Vermittler für selbstständige Interim-Manager positioniert er sich spitz: „Ich mache nur Food“, sagt er. Damit ist gemeint: Mit der Rau Interim GmbH betreut er ausschließlich Organisationen der Lebensmittelwirtschaft, zum Beispiel Anlagenbauer, Händler und Produzenten.

Schulz, 47, studierte Jura, praktizierte kurz als Rechtsanwalt, wurde Personalchef. 13 Jahre arbeitete er als Personalchef, davon zehn Jahre in der Lebensmittel-Industrie. Anschließend, mit 44, kündigte er und machte sich selbständig: „Weil ich mich neu erfinden wollte.“

Seit drei Jahren ist er nun Experte für Interim-Management: Zuerst arbeitete Schulz selbst als Interim-Manager, nach einem dreiviertel Jahr entschied er sich, Vermittler für Führungskräfte zu werden – und sich auf Interim-Manager zu spezialisieren.

Gesucht für Restrukturierungen in der Krise, als Innovator oder auch als ruhender Pol

Warum überhaupt Interim-Management? Was ist daran so interessant? „Nun, durch Manager auf Zeit lassen sich komplexe Aufgaben konzentrierter angehen“, betont Schulz. Anlässe für einen Interim-Projekteinsatz gibt es viele: Neben kurzfristigen Feuerwehreinsätzen, insbesondere bei Restrukturierungen in Krisensituationen, werden Interimer auch für Integrationsprozesse gesucht – zum Beispiel nach Übernahmen oder bei der Implementierung neuer Systeme und Prozesse, etwa als Innovator, als Sparringspartner für die Geschäftsführung oder als ruhender Pol, der eine Organisation in schwierigen Situationen auf Kurs hält.

„Interim-Manager sind Umsetzungsexperten“, fasst Schulz zusammen. „Sie müssen Ergebnisse liefern und keinesfalls immer und überall beliebt sein.“ Grundsätzlich arbeiten viele Interim-Manager ohne Fixierung auf ein Karriereziel. Das stattet sie im Idealfall mit einem unabhängigen und erfolgsorientierten Blick aus und macht sie wertvoll für ihre Auftraggeber.

Der Anfang als Interim-Manager war auch für Schulz schwierig: „Am Anfang hat mich kaum einer wahrgenommen. Das lag daran, dass mich nicht spitz genug positioniert habe. Und so entschied ich mich dann: Ich mache nur Food.“ Das war eine gute Entscheidung, denn die Branche ist groß und vielfältig: Da sind so verschiedene Unternehmen wie die Milchgenossenschaft Arla, der Wurstwarenproduzent Henkelmann, die Großbäckerei Kronenbrot oder der Safthersteller Refresco mit dabei.

Der Wendepunkt in der unternehmerischen Laufbahn von Thomas Schulz war ein Telefonat mit Dr. Tim Rau von der Firma Rau Consultants in München. „Mit Tim Rau hatte ich schon als angestellter Manager sehr erfolgreich zusammen gearbeitet. Wir entschieden uns also, die Kräfte zu bündeln.“ Rau gab den Namen und das Netzwerk, Schulz wurde Geschäftsführer.

400 Interview mit Kandidaten für das Netzwerk geführt

In den vergangenen zwei Jahren hat Thomas Schulz rund 400 Interviews mit Kandidaten für sein Netzwerk geführt.

Mit Erfolg. Seit nunmehr zweieinhalb Jahren startet Schulz durch. Er hat in den vergangenen zwei Jahren mehr als 20 Projekte erfolgreich begleitet, jeden Monat kommen mehrere Projektanfragen herein.

Gleichzeitig hat er in den vergangenen 2 Jahren rund 400 Interviews mit Kandidaten für sein Netzwerk geführt. Die Manager kamen über Mund-zu-Mund-Propaganda zu ihm, über seine Website oder seinen Partner Tim Rau. An 200 Tagen im Jahr führt er somit im Schnitt jeweils ein Interview. Typische Fragen, die er seinen Aspiranten stellt, sind zum Beispiel: „Was ist Ihr Produkt?“ – „Was sind Ihre Ressourcen?“ – Was können Sie, was andere nicht können?“ – „Was ist der Kernwert Ihrer Persönlichkeit?“

Vor allem die Frage nach dem Kernwert bringt viele Kandidaten ins Grübeln. Schulz führt unschlüssige Kandidaten, die sich nicht entscheiden können, dann gerne zu einem Bild, das er an seiner Bürowand hängen hat. Auf diesem Bild sind mehr als 30 Werte aufgeschrieben. „Suchen Sie sich bitte einen Wert aus“, sagt er dann. Viele Kandidaten wählen Werte wie „Zielorientierung“, „Effektivität“ oder „Erfolg“, andere entscheiden sich für „Fairness“, „Transparenz“ oder „Standfestigkeit“. Was ist besser? Richtig oder falsch? Nichts davon, sagt Schulz. „Es gibt kein richtig oder falsch bei einem Kernwert, mir ist es wichtig, dass sich die Kandidaten selbst kennen.“

Schulz nennt auch seine Kernwerte: Authentizität („ganz wichtig“), Verlässlichkeit („ich bin Ostwestfale“) und Schnelligkeit („ist als Unternehmer ein Muss“). Seine Interviews führt Schulz im Stehen, und das verlangt er auch seinen Kandidaten ab. „Im Stehen geht vieles effizienter als im Sitzen“, sagt er. Die Interviews sind für den Kandidaten somit kürzer und zielorientierter.

Am Ende gibt Schulz noch sein Leitmotto preis: „Für einen guten Anfang braucht es Begeisterung, für ein gutes Ende Disziplin.“ Das passt zu einem Vermittler von selbstständigen Interim Managern. Und es passt auch zu Schulz – und zu seiner Situation als 47-jähriger Jungunternehmer.